Glück und Trauer liegen nah beieinander. Wenn ein neuer Vierbeiner in dein Leben tritt, musst du bereit sein, dich eines Tages auch wieder von ihm zu verabschieden.
Im siebten Himmel
Seit kurzer Zeit waren wir ein glückliches kleines Rudel. Nachdem Primo in unser Leben getreten war, konnten wir uns ein Leben ohne Hund kaum mehr vorstellen. Dabei hatten wir die Liebe zu den Fellnasen erst vor kurzem entdeckt (siehe «Hurrah – wir werden Hundeeltern»).
Dass dieses Glück schon nach drei Jahren ein tragisches Ende finden würde, konnten wir uns damals noch nicht vorstellen.
Primo war in mancher Hinsicht ein besonderer Hund. Dabei werden uns zwei seiner ganz besonderen Eigenarten für immer in Erinnerung bleiben.
Der Auto-Junkie
Hunde haben ganz unterschiedliche Beziehungen zum Auto. Manche lieben es, andere machen lieber einen Bogen darum und einige bringt man kaum in ein Auto rein.
Primo liebte das Autofahren nicht nur, er war geradezu süchtig danach, schliesslich gehörte er früher mal einem LKW-Fahrer. Sobald er ein Auto mit offener Heckklappe erspähte – schwupp sass er drin. Das konnte manchmal etwas peinlich werden, besonders wenn es sich um ein fremdes Fahrzeug handelte, bei dem er mitfahren wollte. Aussteigen war für ihn fast wie eine Strafe.
Der Ball- und Stock-Junkie
Primos zweite Leidenschaft waren Bälle und Holzstöcke. Allerdings, während sich andere Hunde mit «Stöckchen» zufriedengeben, mussten es bei Primo ganze Äste sein. Je grösser desto besser. Und wenn er sich wieder mal überschätzt hatte, wurde der Ast einfach zerkleinert, bis es passte.
Willkommen im Alltag
Hundehalter sein bedeutet auch Verantwortung tragen. Ist die Fellnase dann endlich eingezogen, beginnt die Arbeit erst richtig.
Je nach Wohnort, Hunderasse und Alter ist auch ein Kurs zu absolvieren. Als Hundeneulinge war für uns aber von Anfang an klar, dass wir einen Kurs besuchen würden. Auch wenn dies für einen älteren Hund wie Primo nicht mehr obligatorisch war. Lernen musste zwar auch der Hund, vor allem aber wir.
Carpe Diem – Geniesse den Tag
Klar ist das Gassigehen nicht immer nur Spass. Besonders im Winter oder bei schlechtem Wetter, wäre es manchmal bequemer vor dem TV sitzen zu bleiben. Allerdings gewöhnt man sich auch daran und es tut definitiv gut – sowohl dem Hund als auch seinem Menschen. Ein Sprichwort sagt ausserdem: «Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.»
Wichtig ist hauptsächlich die Einstellung des Menschen, die sich sofort auf den feinfühligen Vierbeiner überträgt. Ist der Hundespaziergang ein «Muss» oder ist der Mensch am anderen Ende der Leine genervt, dann sind beide frustriert. Geht man aber raus mit der Absicht, eine entspannte Stunde miteinander in der tollen Natur verbringen zu dürfen, kommt man auch entspannt zurück. Am Ende des Tages profitieren beide davon.
Bei all dem soll nicht vergessen werden, dass die Lebenserwartung unserer Lieblinge – abhängig von dessen Grösse – im Durchschnitt lediglich 13 Jahre beträgt. Während ein Dackel gut 18 Jahre alt werden kann, ist eine Dogge mit 10 Jahren bereits ein Greis. Deshalb gilt: Geniesse jeden Tag mit deinem Liebling.
Die letzten Stunden
Es fällt mir heute noch schwer darüber zu schreiben. Ich erinnere mich an den Tag, als wäre es erst gestern gewesen.
Der stets hungrige und energiegeladene Primo mochte am Abend des Vortags weder essen noch laufen. Wir hatten gleich gespürt, dass etwas nicht stimmt. Allerdings, wer ahnt denn schon schlimmes – schliesslich war Primo ja «erst» 12 Jahre alt und hätte, statistisch gesehen, noch einige schöne Jahre geniessen können. Ausserdem – wir Zweibeiner sind ja auch manchmal krank.
Da der nächste Tag ein Samstag war, wollten wir sofort reagieren und kurz beim Tierarzt vorbeischauen, es kann ja nicht schaden. Schliesslich war danach Wochenende und da sollte unsere Fellnase wieder fit für die nächsten Entdeckungen sein. Also kurz zum Doc und danach wieder nach Hause – dachten wir. Es sollte anders kommen.
Nach kurzem Abtasten entschied die Tierärztin ein Röntgenbild zu machen. Damit er sich dabei nicht bewegt, musste er durch eine Sedierung ruhiggestellt werden. Anschliessend mussten wir draussen warten.
Eine schwere Entscheidung
Es fühlte sich an, wie in einem Albtraum. Die Angehörigen – wir – sassen vor dem Zimmer und warteten voller Ungeduld auf die Ergebnisse der Untersuchung. Dann…die Ärztin trat mit ernster Miene aus dem Zimmer und sagte, es tue ihr leid, man könne nichts mehr für ihn tun. Wir sollten ihn erlösen, dürften uns aber noch verabschieden. Die Details möchten wir euch an dieser Stelle ersparen.
Leider war dies kein Traum, aus dem man wieder aufwacht, sondern brutale Realität. Es war, als wenn uns der Boden unter den Füssen weggezogen worden wäre.
Es war das letzte Mal, dass er uns mit seinen dunklen Augen anschaute. Ein stiller Abschied, als wollte er sagen: «Ich danke euch für die schöne Zeit. Das war’s, meine Lieben»
RIP Primo
Ruhe in Frieden Primo. Du wirst für immer einen besonderen Platz in unserem Herzen behalten.
Wie geht es nun weiter?
Mit dem Verlust unseres Familienmitglieds fielen wir zuerst mal psychisch in ein tiefes Loch und blieben für die nächsten Tage darin liegen. Als wir langsam wieder daraus hervorgekraxelt sind – das Leben geht ja weiter – mussten wir uns der berüchtigten Frage stellen: «Was nun?»
Der erste Reflex war natürlich: «Das will ich nicht mehr erleben…also kein Hund mehr.» Allerdings waren wir in der Zwischenzeit zu überzeugten Hundemenschen geworden. Also, doch wieder ein Hund. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt? Ist es pietätlos, bereits wieder an einen Hund zu denken? Oder sollen wir erst mal ein Jahr warten und trauern?
Wir beschlossen, den richtigen Zeitpunkt dem Schicksal zu überlassen. Wir schauen uns in Ruhe um und wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wird ein Hund seine neuen Menschen – uns – schon finden.
So war es dann auch und zwar schon schneller als erwartet. Hier ist die Story, aus der Sicht unseres neuen Familienmitglieds «Hallo ich bin Djena!»