Hätte mir vor einigen Jahren jemand prophezeit, dass ich dereinst ein begeisterter Hundepapa sein werde, ich hätte ihn für verrückt erklärt.
Katzenmensch
Solange ich mich erinnern kann, war ich ein Katzenmensch und auch in meinem persönlichen Umfeld gab es kaum Hundehalter. Das war natürlich ein Zufall. Damals allerdings glaubte ich noch an Vorbestimmung und das sich das in diesem Leben auch nicht mehr ändern würde. Ein grosser Irrtum, wie sich noch herausstellen sollte.
Ich war damals überzeugt, eher einen Sechser im Zahlenlotto zu haben, als dass eine Fellnase in unsere Familie einziehen würde. Nicht dass ich eine Abneigung gegen Hunde gehabt hätte – höchstens gegen uneinsichtige Hundehalter, mehr dazu später – aber neben Familie, Kindern, Beruf und Sport war einfach (noch) kein Platz für ein weiteres Familienmitglied. Doris, meine Frau, sah dies zwar etwas entspannter, aber vorläufig gab sie sich geschlagen.
Er will nur spielen!
Natürlich liess es sich nicht vermeiden, ab und zu mit einem Hund in der Nachbarschaft in Kontakt zu kommen, was in den meisten Fällen unspektakulär verlief. Die vereinzelten intensiven «Hundekontakte» während meiner regelmässigen Joggingrunden im nahen Wald haben uns aber auch nicht zu Freunden werden lassen. Immer wenn ein Hund im vollen Lauf auf mich zuschoss, mich hüpfend und bellend umkreiste und Herrchen von weitem beschwichtigend rief «er beisst nicht, er will nur spielen!» hoffte ich, dass der Hund das auch so sieht.
Hundesitter gesucht
Die Jahre vergingen, die Söhne wurde älter und selbständiger und die dadurch gewonnene Freizeit musste wieder gefüllt werden. Nach dem Motto «steter Tropfen höhlt den Stein» kam das Thema Hund in unregelmässigen Abständen auf den Tisch, um genauso oft wieder beiseitegelegt zu werden.
Es war im Herbst 2017, als Doris mir erwartungsvoll eine Kleinanzeige mit der Überschrift «Hundesitter gesucht» auf den Tisch legte. Mit der Erklärung: «der niedliche Australian Shepherd sei in unmittelbarer Nachbarschaft zuhause und würde sich freuen, ab und zu einen Menschen für Spaziergänge und stunden-weise Betreuung zu haben,» wurden allfällige negative Kommentare meinerseits sogleich im Keim erstickt.
Vorbeigehen kostet ja nichts und so machten wir uns auf, das niedliche Tier und seine Besitzer zu besuchen.
Dog walker
Ich will es an dieser Stelle kurz machen. Wir lernten das nette junge Paar und ihren Hund von der besten Seite kennen und schon bald waren wir uns einig, den Versuch zu wagen.
Die ersten Spaziergänge machten wir noch gemeinsam mit den Besitzern, doch schon bald waren wir allein unterwegs. Die anfänglich angespannten Ausflüge wurden immer lockerer und schon bald zu einer Art Normalität. Wir hatten unsere regelmässigen wöchentlichen Hüte-Tage und waren nach kurzer Zeit ein eingespieltes Team.
Erste Gefühle
Es klingt jetzt vielleicht unglaublich, aber immer, wenn der Hundesitter Tag ausfiel, hat uns – ja, auch mir – irgendetwas gefehlt. Vermutlich waren bei mir doch irgendwelche bisher unentdeckten Gene eines Hundemenschen vorhanden. Eine Kombination aus Katzen-Hundemensch sozusagen.
Wenn du nun vermutest, dass das Thema Hunde wieder auf den Tisch kam, dann liegst du genau richtig. Allerdings kam diesmal die Initiative sogar von mir: «Schatz, du hast dich doch mal für einen eigenen Hund interessiert 😊…»
Gut Ding will Weile haben
«Gut Ding will Weile haben» sagt ein altes Sprichwort. Da das Ding – genauer gesagt, der Entscheid zum eigenen Hund – in meinem Fall schon eine ziemliche Weile, nämlich über ein Jahrzehnt, dauert muss das Resultat ja wirklich gut sein.
Zwar hatte die Hundesitter Lösung durchaus gewisse Vorteile, aber auf die Dauer ersetzt das keinen eigenen Hund, das war mir mittlerweile klar und so hatte ich mich in den vergangenen Monaten immer mehr mit dem Gedanken an einen eigenen Vierbeiner angefreundet.
Die Frage war somit nicht mehr ob, sondern wann ein neues Familienmitglied bei uns einziehen sollte.
Traumhund sucht neues Zuhause
Nachdem meine Frau Doris und ich uns einig waren, dass wir Eltern, genauer gesagt Hundeeltern, werden wollen, hat uns das Fieber gepackt. Tierheimhund oder Welpe, Rüde oder Hündin, gross oder klein, Langhaar oder Kurzhaar – Fragen über Fragen.
Beim Googeln kann Doris sehr beharrlich sein. So ist auch sie wieder auf das Online-Inserat mit der ansprechenden Überschrift «Traumhund sucht neues Zuhause» gestossen. Obwohl ich bei solchen Superlativen üblicherweise skeptisch bin, waren wir uns auch diesmal wieder einig: Anschauen kostet ja nichts. Zumal dieser Traumhund ebenfalls nicht weit von uns entfernt zuhause war.
Der erste Kontakt war positiv. Primo, so hiess der Border-Collie Mischling, zeigte sich von der besten Seite. Man musste ihn einfach gernhaben. Der 8-jährige Rüde sollte aufgrund von Familiennachwuchs die Besitzer verlassen. Wir einigten uns mit der Besitzerin auf eine Probezeit – schliesslich lebten bei uns noch zwei Samtpfoten, die vermutlich auch noch mitentscheiden würden. Trotz Beteuerungen der Besitzerin, dass der Rüde ein grosser Katzenfreund sei, blieben wir skeptisch.
Kennenlernphase mit Höhen und Tiefen
Wie sich herausstellen sollte, waren nicht die Katzen das Problem, sondern deren Futter. Während sich unser neues Familienmitglied sofort mit unseren zwei Samtpfoten verstand und diese wie kleine Geschwister behandelte – was glücklicherweise auf Gegenseitigkeit beruhte – war deren Futter heiss begehrt.
Primos Jagd nach dem Katzenfutter liess sich einfach nicht verhindern. Egal wo wir den Katzennapf platzierten, er fand und leerte ihn umgehend. Nicht, dass wir es ihm nicht gönnen würden, aber die Quittung, in Form von Magenproblemen, folgte jeweils umgehend.
Vielleicht fehlte uns damals die Geduld, vielleicht waren wir aber mit dem Ersthund einfach überfordert. So hatten wir nach einigen Wochen schweren Herzens entschieden, den Versuch abzubrechen. Primo musste uns wieder verlassen.
Jeder hat eine zweite Chance verdient
Die nun folgenden Gefühle hätte ich noch vor kurzem für unmöglich gehalten. Es fühlte sich an, als wäre unsere Familie auseinandergerissen worden. Wir versuchten zwar, die Entscheidung schönzureden, aber der Trennungsschmerz liess sich nicht wegdiskutieren. Unglaublich, was für Gefühle so eine Fellnase schon nach wenigen Wochen auslösen kann.
Nachdem wir von Primos Besitzerin erfahren hatten, dass sie ihn ins Heim geben muss, sollte sich zeitnah kein passender neuer Besitzer finden, war der Fall für uns klar. Primo darf für seine kleine Schwäche nicht bestraft werden. Schliesslich war es unsere Aufgabe, eine kreative Lösung zu finden.
Manchmal sind die naheliegendsten Ideen die besten – so auch in diesem Fall. So meinte Doris plötzlich: «Im Gegensatz zu Primo sind die Katzen geübte Kletterer. Warum also nicht das Futter so platzieren, dass es erklettert werden muss»?
Ende gut, alles gut?
Sofort wurde die Probe aufs Exempel gemacht. Primo kam wieder zurück zu uns, der Fressnapf wurde vom Boden auf den Katzenbaum verschoben und – das Problem war gelöst. Nach einigen vergeblichen Versuchen musste Primo einsehen, dass er nicht zum Klettern geboren wurde.
Schon nach kurzer Zeit war er ein vollwertiges Mitglied unserer Familie und es fühlte sich an, als ob das schon immer so gewesen sei. Ende gut, alles gut? Wir waren nun zwar frischgebackene und stolze Hundeeltern, aber damit fing die Arbeit erst richtig an. Im Rückblick war es aber einer der besten Entscheide in unserem Leben.
Stehst du ebenfalls vor dem Entscheid für einen vierbeinigen Familienzuwachs? Bist du bereits frischgebackener Hundepapa oder -Mama und fühlst dich manchmal ratlos? Oder möchtest du dich einfach an unseren Erlebnissen erfreuen oder dich durch unsere Erfahrungen inspirieren lassen?
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